Welche Erfahrungen haben Medienschaffende und Journalist*innen mit Hass und Angriffen? Welche Folgen haben solche Angriffe für sie und ihr Arbeitsumfeld? Wie gehen Betroffene und Redaktionen mit den Angriffen um? Welche Strategien im Umgang mit Hass und Angriffen werden als hilfreich wahrgenommen? Welche Unterstützung fordern Medienschaffende selbst im Umgang mit Hass und Angriffen ?
Das sind die zentralen Fragen, zu denen das Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) in Zusammenarbeit mit dem Mediendienst Integration Medienmacher*innen in Deutschland befragt hat.
Rund 60 Prozent der Befragten wurden im Jahr 2019 mindestens ein Mal angegriffen. 2017 waren es etwa 42 Prozent.
41 Prozent der Befragten berichten von mehrmaligen oder regelmäßigen Angriffen. Rund 16 Prozent haben im Laufe ihres Berufslebens schon einmal eine Morddrohung erhalten.
Der Wirkung des Netzwerkdurchsetzungsgesetzes (NetzDG) stehen die Befragten dem eher kritisch gegenüber. 52,1 Prozent gibt an, das NetzDG trage „eher nicht“ oder „überhaupt nicht“ zu einem besseren Umgang mit Hate Speech im Netz bei.
Im Rahmen von individuellen Präventionsmaßnahmen wird am häufigsten die Nicht-Veröffentlichung bzw. Löschung von Informationen im Internet genannt. Außerdem schränken Medienschaffende ihre Social-Media-Kanälen ein oder schalten sie gänzlich ab. Einige Befragte lassen ihre Daten im Melderegister sperren oder publizieren unter Pseudonymen, andere ziehen um.
Neben besserem Polizeischutz bei Recherche und anderer journalistischer Arbeit regen die Befragten auch klarere gesetzliche Regelungen im Kontext von Hate Speech an, die eine Strafverfolgung erleichtern. Aber auch die Betreiber*innen von Social Media-Plattformen werden explizit aufgefordert, verstärkt und konsequent gegen Angriffe und Hate Speech vorzugehen.
Auf der redaktionell-institutionalisierten Ebene (88 Nennungen) lassen sich zwei Unterkategorien in den Antworten der Befragten identifizieren. Zum einen handelt es ich dabei um den „Umgang mit Angriffen und Hate Speech in Redaktionen“ (64 Nennungen) und die „Rolle der Medienschaffenden selbst“ (24 Nennungen).
Im Kontext „Umgang mit Angriffen und Hate Speech in Redaktionen“ bleiben viele Antworten eher auf einer allgemeineren Ebene: „Unterstützung durch die Redaktionsleitung“ oder „Solidarität unter Kolleg*innen“ gehören dazu. Andere Antworten enthalten konkretere Forderungen. Viele Betroffene fordern aber auch, dass Redaktionen Hate Speech ernster nehmen und konsequenter dagegen vorgehen sollten. Konkrete Forderungen gibt es auch nach redaktionseigenen Social-Media-Team mit konkreten Handlungsleitfäden.
Auf der individuell-psychologischen und juristischer Ebene verweisen die Antworten auf Schulungen/Beratung zum Umgang mit Angriffen und Hate Speech. Neben psychologischer Betreuung wünschen sich die Befragten auch Übungsangebote, in denen Konfliktsituation beispielhaft durchgespielt werden und Informationen zu Anlaufstellen bei Konflikten.
Die komplette Studie gibt es auf der Seite des Mediendienstes Integration.
Einen Leitfaden für Medienmachende gegen Hassrede gibt es bei den Neuen Deutschen Medienmacher*innen.